
MARKTKOMMENTAR
DJE Marktkommentar 07.03.2022
In seinem aktuellen Marktkommentar vom 07.03.22 beleuchtet der Fondsmanager / Vermögensverwalter DJE Kapital (Dr. Jens Erhardt) die Auswirkungen des Russland - / Ukraine Konflikts auf die Finanzmärkte. Sie finden den Beitrag unter dem nachstehenden Link:
Marktbericht 3. Qartal 2021
nachstehend finden Sie unseren Marktbericht zum 3. Quartal 2021
Marktkommentar 28.05.2021
Die Einhaltung oder zumindest die Orientierung an ESG-Kriterien ist bei den meisten Investmentgesellschaften mittlerweile zum bestimmenden Faktor der Anlagepolitik geworden. Hinter den drei Buchstaben verbergen sich die Begriffe Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung), wobei dem „E“ aus Anlegersicht wohl die größte Bedeutung zukommt: Umweltgerechtes (grünes) Anlegen – erneuerbare Energien statt Braunkohle und Ölmultis, Software statt Stahl, Elektromobilität statt Verbrenner etc.
Diese Sichtweise greift jedoch zu kurz. Das Thema ESG-konformes Investieren schließt eben auch die Bereiche Soziales und Unternehmensführung ein, die es tunlichst zu beachten gilt. Denn was nützt es dem Anleger – um sinngemäß den bekannten Fondsmanager Dr. Bert Flossbach zu zitieren – wenn ein umweltfreundliches Unternehmen von einem miserablen Management geführt wird? Abhisek Parajuli, Fondsmanager beim schottischen Investmenthaus Baillie Gifford, beleuchtet anhand eines Beispiels aus seinem Heimatland Indien die Bedeutung des „S“, das er häufig für missachtet hält: „Da sozialer Wandel schwer zu messen ist, wird er häufig ignoriert“ – und dies gerade in Schwellenländern, wo das Anlegergeld am wichtigsten vonnöten wäre, um den gesellschaftlichen und sozialen Wandel voranzutreiben. Ich empfehle den interessanten Beitrag Ihrer Aufmerksamkeit. Sie finden ihn unter dem nachstehenden Link:
Marktkommentar 23.02.2021
Marktkommentar 05.02.2021
Ein mancher mag sich vor Schadenfreude auf die Schenkel klopfen: Da hat es doch tatsächlich eine Meute entfesselter Jung-Trader in den USA geschafft, gestandene aber verhasste Hedgefonds-Manager in die Bredouille zu bringen und ihnen Milliardenverluste zuzufügen. Diese waren „short“ - hatten also auf fallende Kurse bei der eher unbedeutenden, erfolglosen Gamestop-Aktie gesetzt. Durch über Internetforen abgestimmte, massenhafte Käufe trieben die jungen Wilden die Aktie jedoch durch die Decke und zwangen so die Hedgefonds-Manager ihre short-Positionen unter großen finanziellen Einbußen glattzustellen. Hierzu müssen diese selbst auf Teufel komm raus und praktisch zu jedem Preis die Aktie nachkaufen und heizen damit den Aufwärtstrend noch weiter an, was den Tradern wiederum hohe Gewinne bescherte. Zwischenzeitlich ist die Gamestop-Aktie wieder wie ein Stein zu Boden gefallen und nun sind es wiederum die Internet-Trader, die sich reihenweise eine blutige Nase geholt haben ……
Muss man sich so also die Aktienanlage vorstellen? Bestimmt nicht, denn was wir hier gesehen haben, hat mit langfristigem, besonnenen Vermögensaufbau nichts zu tun. Das war einfach nur der pure Spaß am wilden Gezocke – mit der Chance auf schnelle Gewinne und dem Risiko herber Verluste in ebenso kurzer Zeit. Ich möchte ich weider einmal zwei von mir sehr geschätze Marktteilnehmer zu Wort kommen lassen: Fondsmanager Peter E. Huber und Robert Halver von der Baader Bank. Nachstehend finden Sie deren lesenswerte Beiträge zum Thema „Wie riskant sind Aktien?“ und "In den Händen des Flash-Mobs"
=> Peter E. Huber Wie riskant sind Aktien
=> Robert Halver - In den Händen des Flash-Mobs
Marktkommentar 14.01.2021
Ein in vielerlei Hinsicht bewegendes Jahr 2020 ist zu Ende gegangen. Sollte man das Aktienjahr 2020 mit wenigen Worten beschreiben, so würde ich „Blitz-Crash“ und „Entfesselung“ wählen. Was wir da im März 2020 gesehen haben – 40% Kurseinbruch innerhalb von 10 Tagen im Deutschen Aktienindex DAX – und eine kurz darauf einsetzende Kursrallye auf neue historische Höchststände ist schon sehr bemerkenswert. Dem Blitz-Crash im März konnte sich wohl kaum ein Fondsmanager entziehen – es sei den man verfolgte eine extrem defensive oder auf Crash-Szenarien ausgerichtete Anlagestrategie. Letztere haben zwar im März kurzfristig ihre Wirkung entfaltet und hohe Mittelzuflüsse generiert. Seitdem hängen sie aber wieder – wie zuvor – der Marktentwicklung deutlich hinterher. Der nur wenige Wochen später unerwartet rasch einsetzende Marktaufschwung hat die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Denn jetzt galt es, günstige Kaufgelegenheit nicht zu verpassen und auf die vermeintlichen Krisengewinner aus dem Technologie- und Gesundheitssektor sowie den chinesischen Aktienmarkt zu setzen, was sich bis heute mit hohen zweistelligen Wertzuwächsen ausgezahlt hat.
Ausblick: Allgemein gehen die Marktteilnehmer von einem guten Aktienjahr 2021 aus. Historisch niedrige Zinsen und eine künftig wohl wieder höhere Inflationsrate (2,50 bis 3,00% in den USA?) begünstigen langfristig eindeutig Sachwerte wie Aktien, Gold und Immobilien. Dennoch scheint Vorsicht geboten – insbesondere bei den heiß gelaufenen Technologietiteln und ganz allgemein bei der US-amerikanischen Technologiebörse NASDAQ. Es gibt zu denken, wenn die Marktkapitalisierung der NASDAQ mit derjenigen des rd. 1.650 Titel umfassenden weltweiten MSCI World Index gleichzieht. Es würde mich nicht wundern, wenn hier in naher Zukunft einmal Luft abgelassen würde. Bedenklich auch der mittlerweile sehr hohe Anteil junger, risikofreudiger Zocker in den USA, die noch nie eine kalte Dusche an den Märkten erlebt haben und die die Kurse trendiger Tech-Aktien in immer luftigere Höhen treiben. Der Weg in die Digitalisierung und Technologisierung unserer Welt ist dennoch unumkehrbar. Die Perspektiven für den Technologiesektor bleiben daher weiterhin positiv – die aktuellen Kurse nehmen dies aber bereits zur Genüge vorweg. Sollte der Wirtschaftsaufschwung 2021 an Fahrt gewinnen, dann könnte das Jahr 2021 das Jahr der klassischen Industrie- und Rohstofftitel werden. Die Bewertungen sind nach wie vor günstig und ein strammer Wirtschaftsaufschwung würde hier eine kräftige Hebelwirkung entfalten – nicht trendig, aber solide!
Marktkommentar 02.12.2020
Vorweihnachtliche Freude an den Börsen
Der November hatte es in sich: 15% Kursplus beim Deutschen Aktienindex DAX, neue Höchstkurse in den USA, Japan, China und Rest-Asien. Der recht eindeutige Wahlausgang in den USA, sowie die überaus positiven Nachrichten der Impfstoff-Hersteller Biontech / Pfizer, Moderna und Astrazeneca beflügelten die Märkte und sorgen bei den Anlegern für Kauflaune. Vor diesem Hintergrund konnten vor allem die arg zurückgebliebenen, zyklischen Value-Aktien Boden gutmachen. Die Märkte schauen nach vorne und rechnen mit einer anhaltenden wirtschaftlichen Erholung in 2021 / 22. Hinzu kommt die weiterhin lockere Geldpolitik und das Null-Zins-Umfeld, was Aktien weiterhin attraktiv erscheinen lässt. Daran dürfte sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Im Gegenzug dazu gab der Goldpreis nach, was die Vermutung nahelegt, dass Anleger mit Blick nach vorne vom Krisenmetall Gold in Aktien umschichten. Unser besonderes Augenmerk gilt aktuell den asiatischen Aktienmärkten und hier v.a. dem japanischen Aktienmarkt, dessen Nikkei-Index mit rd. 26.800 Punkten ein neues 30-Jahres-Hoch markiert. Spektakulär auch das am 15.11.2020 abgeschlossene Asiatische Freihandelsabkommen RCEP, das rund 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung und 2,2 Milliarden Menschen umfasst. Nach dem von US-Präsident Donald Trump erzwungenen Rückzug der USA aus der Trans Pazifischen Partnerschaft TPP im Jahr 2017 übernimmt nun China die Führungsrolle im asiatisch- / pazifischen Raum. Dies wiederum steht im krassen Gegensatz zu dem bescheidenen 5-Prozent-Anteil, den China gegenwärtig im MSCI World All Country Index innehat und der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in keinster Weise gerecht wird. Mit einem globalen Blick auf die Märkte bieten sich also auch weiterhin attraktive Anlagechancen. Dabei gilt: Es müssen nicht immer nur amerikanische Technologiewerte oder heimische DAX-Titel sein. Ein Blick über den Tellerrand hinaus kann durchaus lohnend sein.
Marktkommentar 14.09.2020
Wäre hätte das gedacht – auch Ludwig van Beethoven, der dieses Jahr 250 Jahre alt geworden wäre, besaß Aktien und erfreute sich an deren Dividende. So schrieb er angeblich an die Österreichische Nationalbank: „Ich bitte Sie, was die allerliebste Dividende anbelangt, doch zu sorgen, dass ich es heute oder morgen erhalten kann, denn unser einer bedarf immer Geld. Und alle Noten, die ich mache, bringen mich nicht aus den Nöthen!!" Unter dem nachstehenden Link finden Sie die gesamte Geschichte, die heute in Fonds professionell erschienen ist
Marktkommentar 04.09.2020
Am Donnerstag, 03.09.20 kam es an den US-Börsen zu heftigeren Kursrückgängen. Besonders betroffen war der US-Technologiesektor mit der New Yorker NASDAC. Und auch heute setzt sich die Abwärtsbewegung fort. Verwundern sollte dies allerdings nicht, denn spätestens seit dem März-Tief gehören Titel wie Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google („FAANG-Aktien“) zu Anlegers Lieblingen und haben inzwischen extreme Kursgewinne verzeichnet. So hat der NASDAC Composit Index in den zurückliegenden sechs Monaten in der Spitze rund 70% zugelegt – da sind Gewinnmitnahmen durchaus verständlich und normal. Auch kann es nicht schaden, wenn nach solch einem Kursfeuerwerk etwas Luft abgelassen wird und die extremen Bewertungsniveaus zurückkommen. Zunehmend belastend wirkt außerdem die US-Präsidentschaftswahl im November und die jüngsten Äußerungen des Amtsinhabers, die auf eine schmutzige Schlammschlacht schließen lassen. Auch hat das US-Außenhandelsdefizit unter Donald Trump nicht abgenommen, sondern neue Höchststände erreicht. Hinzu kommt das Covid-19 Desaster und das verheerende Krisenmanagement des US-Präsidenten.
Dennoch bleiben die Aussichten für die globalen Aktienmärkte positiv und weitere Kursrückgänge könnten für viele Investoren die lang ersehnte Chance zum (Wieder-) Einstieg bieten. Die Zinsen werden auf lange Zeit – möglicherweise für immer - niedrig oder nahe Null bleiben (siehe Japan) und stellen somit keine ernsthafte Alternative zur Aktie dar. Auch ist genügend Anlagekapital vorhanden, das kurzfristig in die Aktienmärkte investiert werden könnte: In den USA lagern zwischenzeitlich rund 6,3 Billionen US-Dollar unverzinst in Geldmarktfonds. Im Euro-Raum ist die Geldmenge M1 – diese umfasst den Bargeldumlauf sowie täglich verfügbare Einlagen – auf mittlerweile rund 9,8 Billionen Euro angestiegen. Da fällt es schwer, von einer Überinvestition in Aktien zu reden. Ich teile die positive Sichtweise von renommierten Fondsmanagern wie Dr. Bert Flossbach, Dr. Jens Erhardt oder Peter E. Huber: Da ist noch viel Luft nach oben!
Marktkommentar 17.07.2020
Manche nennen es die verhassteste Markerholung aller Zeiten. Da ist was dran! In den letzten vier Monaten wurden wir Zeugen eines Blitz-Crashs infolge der Corona-Pandemie und eines ebenso fulminanten, wie unerwarteten Aufschwungs. Viele Marktteilnehmer sind im März panikartig aus Aktien, Anleihen und anfangs sogar aus Gold geflohen. Es galt die Devise „Cash is King“. Nur Wenige konnten sich vorstellen, was anschießend folgte – und warten noch heute auf die zweite Chance zum günstigen Wiedereinstieg - Privatanleger und institutionelle Anleger gleichermaßen. Oder um es mit den Worten von Altmeister André Kostolany zu sagen: An der Börse ist alles möglich – auch das Gegenteil. Hätte jemand im Januar Schlaftabletten genommen und würde heute aus seinem Tiefschlaf erwachen, dann würde sich ihm der Eindruck einer nur marginalen, gesunden Marktkorrektur bieten. Das März-Desaster hätte er einfach verschlafen, was rückblickend vermutlich auch das Beste gewesen wäre.
Aber stimmt der Eindruck überhaupt, der sich uns momentan an den Aktienmärkten bietet? Ein Blick in den Maschinenraum liefert ein differenzierteres Bild: Tatsächlich haben sich die Börsensegmente auseinanderdividiert: Da sind einerseits die vermeintlichen Gewinneraktien aus den Bereichen Technologie, soziale Medien, Biotechnologie und Gesundheit – allesamt so genannte Wachstumsaktien (Growth-Titel). Dem gegenüber stehen die zurückgebliebenen „Zykliker“ aus den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Chemie und Energie. Deja-vu Technologieblase 2000? Ich denke nicht. Der technologische Umbruch ist nicht mehr aufzuhalten und hat sich durch Covid-19 eher noch beschleunigt. Kein Wunder also, dass Aktien wie Amazon, Apple, Facebook, Microsoft oder Alphabet (Google) praktisch alle internationalen Aktienindizes dominieren. Neuerdings ergänzt durch den US-Elektroautobauer Tesla. Es wäre aber ein großer Fehler klassische Industrietitel völlig außer Acht lassen, denn diese sind im Vergleich zu den vermeintlichen „Gewinneraktien“ aus dem US-Technologiesektor extrem preisgünstig und finden sich vornehmlich in Europa. Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock billigt daher den europäischen Aktienmärkten größeres Aufholpotenzial zu und gewichtet europäische Aktien höher. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der vielbeachtete und rd. 1.670 Titel umfassende MSCI World Index zu rund 64% aus US-Aktien besteht, wovon wiederum 20% auf die oben genannten „Gewinneraktien“ entfallen.
Peter E. Huber gilt als Urgestein der deutschen Investmentbranche, dessen Meinung weithin Beachtung findet. Unter www.huber-portfolio.de veröffentlicht er regelmäßig Beiträge zum Marktgeschehen, die ich wärmstens zur Lektüre empfehle. Seinen jüngsten Beitrag „Tesla oder BMW“ finden Sie nachstehend.
Marktkommentar 13.06.2020
In der zurückliegenden Woche gab es am Börsenhimmel wieder heftige Gewitter – nicht unerwartet möchte man meinen, denn die fulminanten Kursgewinne der letzten Zeit passen einfach nicht so recht zur ökonomischen Realität. Da bedurfte es nur der nüchternen Feststellung von US-Notenbank Chef Jerome Powell, dass ein Teil der mittlerweile hohen US-Arbeitslosigkeit wohl von längerfristiger Natur sei, um die Märkte am Donnerstag mit 5% in den Keller zu schicken. Am Freitag sah es dann bereits wieder versöhnlicher aus. Ich vermute, dass uns diese Schwankungen auch noch eine Zeit lang begleiten werden.
Vielleicht sollten wir bei dieser Gelegenheit einfach mal wieder einen Blick in das Standardwerk der Aktienanlage werfen: Benjamin Graham´s „The Intelligent Investor“ (Deutscher Buchtitel: Intelligent Investieren). Benjamin Graham verstarb bereits 1976. Die in seinem Standardwerk aufgestellten Grundsätze und Überlegungen zum Thema Aktienanlage haben aber bis heute Gültigkeit. Im Anhang finden Sie ein – fiktives – Interview, das Flossbach von Storch mit Benjamin Graham zur aktuellen Marktlage geführt hat und das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Viel Spaß beim Lesen!
Marktkommentar 14.05.2020
Das Wort Rezession ist gegenwärtig in aller Munde. Aber was hat es damit eigentlich auf sich? Die Internetseite boerse.ARD.de definiert das so: „Konjunkturphase, in der das Wirtschaftswachstum stagnierende bzw. negative Wachstumsraten aufweist. Nach der gängigsten Definition liegt eine Rezession vor, wenn die Wirtschaft mindestens zwei Quartale hintereinander im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal schrumpft, d.h. das Bruttoinlandsprodukt eine negative Wachstumsrate aufweist.“
Damit ist eine Rezession zunächst ein natürlicher Bestandteil eines jeden Konjunkturzyklus. Die Gründe und Auslöser einer Rezession können ganz unterschiedlicher Natur sein: Steigende Zinsen oder Rohstoffpreise, ein Anziehen der Inflation – oder eine Gesundheitskrise wie im Augenblick Covid-19. Rezessionen gehen üblicherweise mit fallenden Kursen an den Börsen einher. Dies kann angesichts nachlassender Konjunktur und rückläufiger (oder einbrechender) Unternehmensgewinne auch nicht verwundern. Was uns aktuell aber doch etwas ratlos zurücklässt, sind die bereits seit Wochen ganz gegen den Trend steigenden Aktienkurse. Da scheint mir doch etwas zu viel Optimismus im Spiel zu sein, der der momentanen Lage nicht unbedingt gerecht wird. Vielleicht hilft uns aber auch ein Blick auf historische Rezessionsverläufe und die sich anschließenden Wachstumsphasen. Die nachstehende Grafik zeigt die zurückliegenden zehn Konjunkturzyklen seit 1950. Die Zahlen sprechen für sich: Die durchschnittliche Wachstumsphase dauerte 69 Monate mit einem BIP-Wachstum (Bruttoinlandsprodukt) von +25%. Demgegenüber standen Rezessionen mit einer durchschnittlichen Dauer von nur 11 Monaten und einem negativen BIP von -1,8%. Hinzu kommt, dass die Börsen künftige Entwicklungen mit einem zeitlichen Vorlauf von 6 bis 12 Monate vorwegnehmen. Möglicherweise tun sie dies im Augenblick etwas zu früh. Längerfristig werden sie aber auf jeden Fall recht behalten.
Marktkommentar 18.04.2020
Nach den kräftigen Kursrückgängen im März, zeigen sich die Märkte gegenwärtig in Spendierlaune und wir werden Zeuge einer kräftigen Markterholung. Bei aller Freude stellt sich natürlich die Frage, ob das Gröbste tatsächlich bereits hinter uns liegt, oder ob es sich nicht doch um eine so genannte Bärenmarkt-Rallye handelt. Diese liegt vor, wenn es innerhalb eines starken Marktabschwungs von über 20% („Bärenmarkt“) zu einer temporären Markterholung kommt, bevor der Markt noch einmal abtaucht. Aus meiner Sicht und derjenigen vieler Analysten und Fondsmanager, spricht einiges für eine Bärenmarkt-Rallye. Der Markt feiert Fortschritte bei der Corona-Eindämmung und den geplanten Lockerungsmaßnahmen für die Wirtschaft, worüber wir uns natürlich alle freuen. Aber die zu erwartenden schlechten Unternehmensmeldungen und Gewinneinbrüche scheinen noch nicht vollständig antizipiert worden zu sein. Oder wie es ein Fondsmanager kürzlich formulierte: „Wir werden noch viele schlechte Nachrichten zu verdauen haben.“
Eine grundlegende Neubewertung wäre m.E. dann gegeben, wenn ein wirksames Medikament, wie zum Beispiel das gegenwärtig in den USA getestete Remdesivier – ein ursprünglich gegen Ebola entwickeltes Medikament - Erfolge bringen würde. Bis dahin bleibt es abzuwarten und auf Sicht zu fahren. Für geplante Neuanlagen empfehle ich weiterhin die Salamitaktik – ratenweise über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten – zum Beispiel in Form eines monatlichen Sparplanes. Diese Strategie dürfte sich auf Sicht der nächsten Jahre als äußerst lohnend erweisen, denn Krisenzeiten waren an den Finanzmärkten auch stets Zeiten herausragender Kaufgelegenheiten.
Marktkommentar 03.04.2020
Das momentane Auf und Ab der Börsen erinnert mich an die Analogie von Börsenaltmeister André Kostolany von dem Hund und seinem Herrchen: Der Hund läuft hin und her, vor und zurück, während sein Halter gemächlich von A nach B schreitet. Am Ende kommen beide am gleichen Ziel an. Das Herrchen steht für die Realwirtschaft und der Hund für die Börse. Letztere kann sich langfristig nicht von der realwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln, wenngleich es bisweilen zu deutlichen Abweichungen noch oben oder unten kommt – Euphorie und Panik, Bullen- oder Bärenmarkt. Dass die aktuelle Corona-Pandemie tiefe Spuren in nahezu allen Wirtschaftsbereichen hinterlassen wird steht außer Frage. Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wird die zu erwartende Rezession stärker ausfallen als diejenige der Finanzkrise 2008/2009, als das Wirtschaftswachstum um 5,7% eingebrochen ist. Hier stellt sich nun die Frage, ob dieses Negativszenario in den aktuellen Börsenkursen bereits ausreichend abgebildet ist oder nicht. Die häufig verwendete Bewertungskennziffer „Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)“, das den zu erwartenden Gewinn pro Aktie ins Verhältnis zum Börsenkurs setzt, scheint mir in der aktuellen Situation wenig sinnvoll, da die Komponente „Gewinn“ momentan kaum abzuschätzen ist. Aussagefähiger ist hier das „Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)“. Dieses drückt das Verhältnis zwischen Aktienkurs und dem Buchwert je Aktie aus. Je niedriger umso günstiger. Bei einem KBV von unter 1 kauft man die Aktie also mit einem Abschlag auf den eigentlichen Wert des Unternehmens (Eigenkapital / Aktiva). Auf den Deutschen Aktienindex DAX bezogen liegen wir im Augenblick bei einem KBV von rund 1,14 was einen eher niedrigen Stand markiert. In zurückliegenden Stressphasen fand i.d.R. bei einem KBV von rund 1,0 eine Bodenbildung statt. Dies wären hier etwa 8.400 DAX-Punkte. Tatsächlich wurde diese Marke im März 2020 bereits getestet und hielt. Aktuell liegen wir bei rund 9.500 Punkten.
Marktkommentar 25.03.2020
In meinem Marktkommentar vom 23.03.2020, den Sie weiter untern nochmals nachlesen können, bin ich auf die Problematik des so genannten „Markettiming“ eingegangen und habe dies mit einem Schaubild unterlegt. Kurz gesagt geht es dabei um den Versuch, den Markt durch geschickte Verkaufs- und Kaufaktionen zu überlisten. Dass dies meistens misslingt, wurde durch zahlreiche wissenschaftliche Studien (u.a. Prof. Martin Weber, Uni Mannheim) hinlänglich bewiesen.
Und nun das: Wie auf Bestellung demonstrierten die Märkte am gestrigen Dienstag wie so etwas in der Praxis aussieht: Nach einer rabenschwarzen Vorwoche mit Weltuntergangsstimmung, schoss der Deutsche Aktienindex DAX gestern unvermittelt um knapp 12% nach oben. Die Wall Street folgte mit einem Tagesgewinn von rund 11,40% - dem höchsten Tagesgewinn seit 90 Jahren, wie Kommentatoren berichteten. Auch am heutigen Mittwoch stehen die Vorzeichen für einen positiven Handelsverlauf gut. Dennoch ist es zu früh, um in Jubelgeschrei auszubrechen. Wir werden auch wieder schwächere Tage sehen. Allerdings zeigen diese Eruptionen folgendes: Die Märkte mögen sich zwar vorübergehend in Quarantäne befinden, sie sind aber nicht tot. Und zweitens, wie rasch man beim Versuch den Markt zu überlisten auf dem falschen Fuß erwischt werden kann und dabei die besten Handelstage verpasst. Diese wiederum sind für die Gesamtrendite eines Portfolios von besonderer Tragweite: Wer mehrere davon verpasst läuft Gefahr, eine signifikant geringere Rendite einzufahren, als ein Anleger der investiert bleibt. Erschwerend kommt hinzu, dass wir es heutzutage nicht mehr mit dem klassischen Parketthandel zu tun haben, bei dem Händler wild fuchtelnd durch den Börsensaal rennen, sondern mit computergestützten Handelsprogrammen, die in Sekundenschnelle Verkaufsorders auslösen, sobald gewisse Schwellen unterschritten werden. Dabei wird nicht mehr nach guten und weniger guten Aktien unterschieden. Die Programme reagieren aber ebenso sensibel mit Kauforders, wenn die Angst in Gier umschlägt, wie wir es gerade erleben. Und noch etwas hat der gestrige Handelstag gezeigt: An der Börse wird die Zukunft gehandelt und nicht die Gegenwart. Letztere haben die Börsen bereits weitestgehend eingepreist. Nachstehend finden Sie nochmals das Schaubild zum Thema „Markettiming“.
Marktkommentar 23.03.2020
In der heutigen Bundespressekonferenz haben Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Hilfspakete zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft über insgesamt rund 750 Mrd. Euro erläutert. Es wurde betont, dass Deutschland in Anbetracht seiner soliden Haushaltslage auch in der Lage ist, diese Größenordnung zu stemmen. Es ist schon ein gewaltiges Paket, das da auf die Rampe geschoben wird und das m.E. seine Wirkung auch nicht verfehlen wird. Chefvolkswirt Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank äußerte in einem n-tv Interview sogar die Befürchtung, das Paket könne sich im Falle einer rascher als erwartet einsetzenden Erholung der deutschen Wirtschaft als überdimensioniert erweisen.
Dass Krisenzeiten auch stets gute Investitionszeitpunkte waren, habe ich Ihnen bereits am Freitag anhand des DAX-Langfristchart aufgezeigt. Heute möchte ich Ihnen anhand eines Schaubildes aufzeigen, wie man mit „Markettiming“ – also dem Versuch den Markt zu überlisten („oben raus, unten wieder rein“) Geld kaputtmachen kann. Denn leider verhält es sich so, dass der Markt ebenso rasch nach oben laufen kann, wie er zuvor nach unten gefallen ist. Dies geschieht zumeist in einem relativ kurzen Zeitraum und die Chance, dabei die besten Tage zu verpassen ist sehr groß. Das nachfolgende Schaubild zeigt die Entwicklung anhand des amerikanischen S&P 500 Index im Zeitraum von 1990 bis 2019. Ein durchgehend voll investierter Anleger hätte demnach eine Rendite von 9,96% p.a. erzielt. Hätte er jedoch in diesem 30 Jahres Zeitraum die 15 besten Börsentage verpasst, so wäre die Rendite auf 6,56% geschrumpft. Bei 25 versäumten besten Tagen hätte sich die Rendite bereits auf rund 5% halbiert.
Marktkommentar 20.03.2020
Aktuell kommt immer wieder die Frage auf „soll ich jetzt einsteigen oder nachkaufen, ist dies jetzt der richtige Zeitpunkt oder noch zu früh?“
Hierzu vielleicht ein paar grundsätzliche Überlegungen, die uns in diesen turbulenten Tagen möglicherweise weiterhelfen können. Ja, die Börsenkurse sind in einem atemberaubenden Tempo abgestürzt und im Augenblick kann auch niemand verlässlich vorhersagen, wann der Markt sich stabilisieren und wieder nach oben drehen wird. Der entscheidende Punkt bleibt natürlich der weitere Verlauf der Coronakrise und deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Nun ist es aber so, dass wir bereits seit Wochen Schreckensszenarien wie die in Italien miterleben und von den politisch und wirtschaftlich Handelnden niemand mehr das Coronavirus auf die leichte Schulter nimmt. Auch herrscht Einigkeit darüber, dass die Verwerfungen in eine Rezession münden und die Unternehmensgewinne auf breiter Front rückläufig sein werden. Ich will damit sagen, dass die Auswirkungen und möglichen Spätfolgen größtenteils in den aktuellen Börsenkursen eingepreist sein dürften. Die Börse antizipiert bekanntermaßen die realwirtschaftliche Entwicklung mit einem zeitlichen Vorlauf von i.d.R. 6 bis 12 Monaten. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Wirtschaft im Laufe des nächsten Jahres normalisieren wird, dann dürften wir in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine Stabilisierung an den Börsen sehen. Ich empfehle daher – wie auch alle mir bekannten Fachleute, mit denen wir uns derzeit täglich in Telefonkonferenzen austauschen – Ruhe zu bewahren und jetzt keine überstürzten Verkäufe zu tätigen. Es wäre vermutlich der falsche Zeitpunkt – so wie es bereits im Frühjahr 2009 falsch war zu Tiefstpreisen zu verkaufen. Im März 2009 hatten die Börsen ihren Boden gefunden und es begann eine Aufwärtsbewegung, die – mit temporären Unterbrechungen – bis Ende 2019 anhielt. Hinzu kommt, dass die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig oder nahe Null bleiben werden und Aktien langfristig weiterhin erste Wahl sind. Wer über einen Einstieg nachdenkt, sollte dies meines Erachtens ratenweise tun. Angenommen, Sie möchten EUR 10.000 investieren, dann würde ich dazu raten, dies in vier oder fünf Raten a´ EUR 2.500 bzw. EUR 2.000 zu tun, um die derzeit hohen Marktschwankungen zu glätten. Bereits bestehende Sparpläne bringen natürlich gerade jetzt günstige Anteilskäufe mit sich und sollten unbedingt weitergeführt werden.
Nachstehend finden Sie nochmals den DAX als Langfrist-Chart mit all seinen "Lehman - Momenten" der letzten 64 Jahre. Beachten Sie aber bitte nicht nur die Rückschläge, sondern v.a. die sich anschließenden Aufschwünge!
Marktkommentar 17.03.2020
Vorab eine kurze Information zu unserer Erreichbarkeit und Vorgehensweise während der aktuellen Coronakrise: Wir sind weiterhin wie gewohnt für Sie erreichbar, werden jedoch persönliche Besprechungstermine b.a.w. aussetzen und auf einen späteren Zeitraum verschieben. Wir bitten um Verständnis.
Der Börsenhandel zeigt sich heute wieder einmal von seiner freundlichen Seite (16:30 Uhr). Zwischenzeitlich muss man die Uhrzeit mit anfügen, denn die Dinge können sich innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil verkehren. Die am Wochenende verkündete radikale Zinssenkung der US-Notenbank Fed um einen vollen Prozentpunkt, war sicherlich gut gemeint, bewirkte aber an den Märkten zunächst das genaue Gegenteil. Einen derart drastischen Schritt gab es zuvor noch nie, was als Indiz für die Ernsthaftigkeit der Lage gewertet wurde. Demzufolge hatten wir gestern wieder einen katastrophalen Wochenstart, bei dem selbst das Krisenmetall Gold wieder unter die 1.500 US-Dollar Marke fiel. Ich fürchte, der Markt hat seinen Boden noch nicht gefunden. Dazu stecken wir noch viel zu tief in der Viruskrise und für das erste Halbjahr kann eine Rezession nicht mehr abgewendet werden. Die hohe Volatilität bleibt uns sicherlich noch eine Zeit lang erhalten. Die Gegenbewegung könnte aber, sobald sich die Lage beruhigt, durchaus kräftig ausfallen. Der nachstehende Chart zeigt den DAX-Verlauf seit 1959 mit allen relevanten Krisen und anschließenden Markterholungen.
Marktkommentar 13.03.2020
Nach dem etwas dünnen Statement von EZB Präsidentin Christine Lagarde vom gestrigen Donnerstag, das die Märkte umgehend auf Talfahrt schickte, greifen Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier heute gemeinsam zur großen Bazooka. Wer hätte das gedacht: Die Bundesregierung, der man eigentlich immer ein etwas zu zögerliches Handeln unterstellt, stellt unbegrenzte Finanzmittel zur Stabilisierung der Wirtschaft zur Verfügung. Obendrein sollen die Finanzmittel betroffenen Betrieben zügig und unbürokratisch zugutekommen. Das beindruckt schon und erinnert an Mario Draghis berühmten Satz „whatever it takes“. Respekt – das hätte ich in dieser Dimension nicht erwartet! Die Märkte scheinen es auch zu mögen: Der DAX notiert im Augenblick (15:00 Uhr) bei 9.580 Punkten mit 4,60% im Plus. Die amerikanische Wall Street öffnet um 15:30 Uhr unserer Zeit und sieht bis jetzt auch (noch) positiv aus. Warten wir´s ab, wie sich die Märkte ins Wochenende verabschieden.
Marktkommentar 12.03.2020
Das Coronavirus hat die Märkte fest im Griff und führt auch heute wieder zu fallenden Kursen. Natürlich beschäftigt uns alle die Frage nach der weiteren Entwicklung, die jedoch angesichts weiter zunehmender Infektionen in Europa und auch den USA nicht seriös einzuschätzen ist. Markttechnisch bewegen wir uns bereits auf einem sehr attraktiven Niveau. Allerdings dominieren nach wie vor Panik-Verkäufe das Marktgeschehen. Nachstehend finden Sie einen Link zu einem aktuellen Interview, das der Finanzjournalist Markus Koch mit Dr. Jens Erhardt, Gründer des renommierten Münchener Vermögensverwalters DJE Kapital geführt hat:
Marktkommentar 11.03.2020
Das HANDELSLBATT berichtet in seiner heutigen Ausgabe über eine aktuelle Studie der DZ-Bank zum Thema Dividendenrendite. Unter der Dividendenrendite versteht man die Gewinnausschüttung (Dividende) einer Aktiengesellschaft im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs. Nach den jüngsten Kursrückgängen durch die Coronakrise errechnet die DZ-Bank für den Deutschen Aktienindex DAX eine durchschnittliche Dividendenrendite von 3,60%. Für den breiter gefassten Euro STOXX 50 beträgt diese sogar 4,10%. Im Vergleich dazu nehmen sich die Minus-Renditen deutscher Bundesanleihen doch sehr bescheiden aus. Die DZ-Bank beziffert die Differenz denn auch als „extrem hoch und nahe den Rekordwerten“. Bitte vergleichen Sie hierzu auch meinen gestrigen Kommentar zum Thema Aktien und Anleihen. Der Fairness halber sollte man aber erwähnen, dass Dividenden keine feste Größe darstellen, sondern – je nach Geschäftsverlauf – auch gekürzt werden können (s. aktuell Daimler oder Deutsche Telekom). Dennoch ist der Renditeunterschied enorm groß und spricht meines Erachtens weiterhin für Aktien, zumal diese auf dem derzeitigen Niveau auch noch erhebliches Kurspotential bieten. Solange wir aber noch im Coronafieber gefangen sind, wird die Erholung wohl noch etwas auf sich warten lassen.
Aktien und Anleihen – eine allgemeine Betrachtung
Im Nachgang zu meinem gestrigen Marktkommentar, finden Sie nachstehend ein paar allgemeine Anmerkungen zum Thema Aktien und Anleihen. Anleihen – auch „Rentenwerte“ genannt, verbriefen dem Anleger – von Sonderformen einmal abgesehen – einen regelmäßigen Zinsertrag, sowie die Rückzahlung nach der zugrundeliegenden Laufzeit. Mit einer Anleihe leihen die Anleger also dem Schuldner (Emittenten) für eine bestimmte Zeit Kapital und erhalten dafür im Gegenzug Zinsen. Die gängigsten Anleihen sind deutsche Bundesanleihen und die amerikanischen Treasuries (Staatsanleihen), mit 10 und 30 Jahren Laufzeit. In der guten alten Zeit gab es für 10-jährige Bundesanleihen vom Bundesfinanzminister noch 6% Zinsen. Doch das ist schon sehr lange her. Inzwischen kann sich Bundesfinanzminister Scholz das Geld zu Null Prozent Zins - oder noch verrückter - mit Minuszinsen leihen. D.h. der Anleger akzeptiert – sofern er die Anleihe bis zur Rückzahlung hält - sehenden Auges einen kalkulierbaren Verlust. Das ist reichlich widersinnig. Aber weshalb kaufen dann institutionelle Anleger wie Versicherungen, Investmentgesellschaften oder Pensionskassen überhaupt noch solche Papiere?
Nun, auch Anleihen werden an der Börse gehandelt und haben einen Kurs. Ist die Nachfrage groß, steigt der Kurs, im Umkehrschluss bedeutet dies eine fallende Rendite. Beispiel: Eine Anleihe wird mit einem Zinssatz (Kupon) von 3% und einem Ausgabepreis von 100 in den Markt eingeführt. Steigt nun der Kurs dieses Papieres auf 120, dann entsprechen die 3% (Nominal-) Zins bezogen auf den Kaufpreis von 120 eben nicht mehr 3%, sondern vereinfacht gesagt nur noch einer Rendite von 2,50%. Auf die aktuelle Situation bezogen: „Rentiert“ eine Anleihe mit Minus 0,50% und die Rendite geht weiter auf Minus 0,80% zurück, so bedeutet dies für den Anleger einen Kursgewinn. Daher kann auch mit Minusrenditen Geld verdient werden, sofern die „Renditen“ weiter nachgeben. Dies ist freilich ein gewagtes Spiel.
Oder wie es ein Fondsmanager kürzlich formulierte: Früher wurden Anleihen wegen laufender Erträge gekauft, heute nur noch wegen möglicher Kursgewinne. Im Gegensatz dazu kaufte man früher Aktien wegen deren Kursgewinnen, heute bevorzugt wegen deren Dividendenrenditen, als eine Art Zinsersatz. Verkehrte Welt!
Marktkommentar 09.03.2020
Nein, das war heute kein guter Wochenstart an den internationalen Aktienmärkten. Tief rote Zahlen wo man hinschaut. Die Corona-Krise hat die Märkte fest im Griff. Und dann noch der Verfall des Ölpreises mit einem Minus von über 20% - an einem Tag! Nach den gescheiterten Verhandlungen Saudi-Arabiens und Russlands über eine Fördermengenkürzung zur Stabilisierung des Ölpreises am Wochenende gibt Saudi-Arabien Preiskürzungen bekannt und dreht beleidigt den Ölhahn auf, um Russland doch noch zum Einlenken zu bewegen. Verrückte Welt, wurden niedrige Ölpreise in der Vergangenheit doch als überwiegend positiv für die globale Wirtschaft angesehen. Selbst das Gold – üblicherweise ein verlässlicher Verbündeter in Krisenzeiten – verliert heute rund 1,50% an Wert. Und zu guter Letzt schwächelt auch noch der US-Dollar gegenüber dem wieder stärkeren Euro. Auch so ein Phänomen, denn eigentlich gilt der US-Dollar in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Nun geben aber auch in den USA die Zinsen massiv nach – 10-jährige Treasuries bringen nur noch 0,60% Rendite. Das sah vor zwei, drei Wochen noch ganz anders aus und bringt jetzt so genannte „carry-trades“ in die Bredouille: Man nehme einen billigen Kredit in Euro auf und investiere das Geld in höherverzinsliche US-Staatsanleihen. Doch das funktioniert mit einer Rendite von 0,60% nicht mehr. Ergo müssen die Positionen glattgestellt werden – also Dollars verkauft und Euro-Kredite zurückgezahlt werden.
Den weiteren Verlauf der Corona-Ausbreitung kann, glaube ich, derzeit niemand verlässlich vorhersagen. Markttechnisch rechne ich mit einem koordinierten Vorgehen der Notenbanken und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise einzugrenzen. Damit sind weitere Kursschwankungen wahrscheinlich. Im Gegensatz zu früheren Krisen (Technologieblase 2001 / Finanzkrise 2008) fehlen aber heute attraktive Anlagemöglichkeiten im Zins- oder Immobilienbereich. Und auch das Gold hat – zumindest in Euro gerechnet – neue Höchststände erreicht. Weshalb also nicht günstig bewertete Aktien kaufen, die vielfach Dividendenrenditen von 3% und mehr bieten und obendrein noch erhebliches Kurspotential versprechen? Man könnte die Situation durchaus als „alternativlos“ bezeichnen – aber es braucht sicherlich noch etwas Zeit bis die Anleger wieder Mut fassen und begreifen, dass eine 10-jährige Bundesanleihe mit einer „Rendite“ von -0,80% p.a. (Minus 0,80 Prozent pro Jahr) keinen Sinn macht und im Gegensatz zu Aktien hoffnungslos überteuert ist.
Marktkommentar 05.03.2020 /
Dr. Jens Erhardt und Klaus Kaldemorgen optimistisch für Aktien
In der heutigen Ausgabe des HANDELSBLATT kommen zwei Urgesteine der deutschen Investmentbranche zu Wort. Dr. Jens Erhardt, Gründer des Münchener Vermögensverwalters DJE Kapital und Klaus Kaldemorgen von der DWS. Die beiden Fondsmanager zeigen sich optimistisch mit Blick auf die weitere Entwicklung der Aktienmärkte im Jahresverlauf. Mit der außerplanmäßigen und kräftigen Zinssenkung der US-Notenbank am Dienstag um 0,50%-Punkte habe diese den Tiefzinskurs bestätigt, so Dr. Jens Erhardt. Klaus Kaldemorgen erwartet darüber hinaus auch noch fiskalpolitische Impulse. „Die Regierungen werden Geld in die Wirtschaft pumpen. In Summe werden Notenbanken und Regierungen den Grundstein für weitere Kurssteigerungen legen. Zunächst bleibt es aber mal bei starken Schwankungen, aber nach einiger Zeit dürften die Kurse wieder steigen, wenn wir auch vielleicht in diesem Jahr keine neuen Hochs erreichen“ sagte Kaldemorgen.
Das Thema Corona wird für die Börse von kurzer Dauer sein, da sind sich Jens Erhardt und Klaus Kaldemorgen sicher. Bis Montag vergangener Woche habe diesbezüglich jedoch Überoptimismus geherrscht, was immer gefährlich für die Börse sei. Mit den Kursstürzen seien Euphorie und Sorglosigkeit jedoch aus dem Markt verschwunden, so Dr. Jens Erhardt.
Staatsanleihen seien angesichts der erreichten Zinsniveaus und Minuszinsen in Europa keine Anlagealternative mehr. „Lieber Aktien besitzen, als hier zu versuchen, auf weitere Kursgewinne zu spekulieren“, so Kaldemorgen.
Marktkommentar 03.03.2020
Mit einer kräftigen Leitzinssenkung von 0,50%-Punkten hat die amerikanische Notenbank Fed heute auf die zu erwartenden negativen Auswirkungen der Corona-Epidemie reagiert. Darüber hinaus wird der britische Notenbankchef Mark Carney mit den Worten zitiert, die Währungshüter und Regierungen stünden in engem Kontakt und bereiteten eine „starke Reaktion“ vor. Auch die Europäische Zentralbank EZB arbeitet an gezielten Maßnahmen zur Stützung besonders betroffener Wirtschaftszweige. Für Dienstagabend oder Mittwoch wird außerdem eine gemeinsame Erklärung der sieben führenden Wirtschaftsnationen (G7) erwartet.
Aktuell (Stand 03.03.20 / 17:00 Uhr) liegt der Deutsche Aktienindex DAX bei 12.146 Punkten mit 2,40% im Plus. Der amerikanische S&P 500 Index legt 0,40% zu und Gold macht mit einem Plus von 2,70% eine kräftigen Sprung nach oben, nachdem es in den letzten Tagen schwächer notierte.
Marktkommentar 29.02.2020
Das Corona-Virus und hier v.a. die Ende letzter Woche bekannt gewordenen Neuinfektionen in Norditalien hielten die Märkte in der zurückliegenden Woche in Atem. Bereits zu Wochenbeginn kam es weltweit zu deutlichen Kursrückgängen. So verlor der deutsche Leitindex DAX bereits am Montag, 24.02. rund 4,5% an Wert, um mit einem Wochenverlust von rund 13,50% zu enden. Nicht viel besser sah es an anderen Börsenplätzen aus. Während sich in China selbst eine leichte Entspannung abzeichnet, kam es in Europa zu weiteren Neuerkrankungen, deren Verlauf von Fachleuten jedoch unterschiedlich beurteilt wird.
Analysten, Fondsmanager und Fachmedien raten zur Besonnenheit. Panikreaktionen und Panikverkäufe sind nicht angebracht. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein mittel- bis längerfristiger Anlagehorizont angestrebt wird. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die Märkte bereits seit 10 Jahren - mit wenigen Unterbrechungen - aufwärtsgerichtet sind. So legte der Deutsche Aktienindex DAX allein im Jahr 2019 rund 26% zu. Die jüngsten Kursrückgänge, die auch noch ein Stück weit weitergehen können, bringen die Bewertungen auf ein vernünftiges Maß zurück und bieten für entschlossene Anleger und solche, die die Entwicklung der letzten Jahre verpasst haben, gute Einstiegsmöglichkeiten.
Das Corona-Virus wird seine Spuren beim Wirtschaftswachstum und den Unternehmensgewinnen hinterlassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Zinsen vermutlich auf lange Sicht niedrig oder nahe Null bleiben werden und Aktien ein fester Bestandteil in jedem Anlegerdepot sein sollten.
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